Chronik der Baumwolle

Ob in dem Haus Adlerstraße 18, um 1500, als es einem Hans Bieler gehörte, bereits eine Gastwirtschaft existierte, darf bezweifelt werden. Denn das Gebäude ist eines der typischen kleinen Handwerkerhäuser aus dem 15. Jahrhundert, wie es sie im reichsstädtischen Nürnberg in großer Zahl gab. Eines ist jedoch verbürgt : im Jahre 1707 betrieb der Bierwirt Kolb in den Anwesen bereits ein Lokal, dessen Tradition sich bis heute fortsetzt. Dem Bierwirt Kolb folgte um 1840 der Weinhändler Andreas Näpflein, der das Haus für 6300 Gulden an die Eheleute Barbara und Michael Winter veräußerte. 1882 ist ein Friedrich Wolf als Gastwirt erwähnt und 1808 gehörte die "Baumwolle" dem Brauereibesitzer Peter Wörlein. Ganze 5 Jahre währte diese Ära, dann 1903 erwarben die Brüder Held das Lokal aus der Wörleinscher Konkursmasse.

Inzwischen ist die "Baumwolle" längst im Besitz der Gaststätten-Betriebsgemeinschaft m.b.H., doch von ihrer Ursprünglichkeit hat sie nichts verloren. Fachwerk und Butzenscheiben bestimmen das Bild von außen, auch im Inneren ist die typische Atmosphäre einer kleinen Nürnberger Gaststube erhalten geblieben.

Schließlich liegt der größte Umbau in der Geschichte der "Baumwolle" schon über 100 Jahre zurück. 1873 nämlich wurde das benachbarte Haus Nummer 20 dazuerworben, ebenfalls ein altes Handwerkerhaus, aber um einige Jahre jünger als Haus Nummer 18 ; es dürfte aus dem 16./17. Jahrhundert stammen. Nun konnte eine zeitgemäße Wirtschafts-Küche eingerichtet werden, und auch die Gasträume wurden aus- und umgebaut.

geschrieben von Hans Ludwig, 1988